Projekte des ISB im Rahmen von Erasmus+
Mit Erasmus@ISB möchte das ISB einerseits unerfahrene Schulen mit dem EU-Bildungsprogramm Erasmus+ vertraut machen und andererseits aktuelle Schwerpunktthemen in der Schullandschaft durch internationale Austausch- und Qualifizierungsmaßnahmen fördern. Die folgenden Erfahrungsberichte veranschaulichen eindrucksvoll, welche weitreichenden Impulse Austauschmaßnahmen im Rahmen von Erasmus+ sowohl auf persönlicher als auch auf institutioneller Ebene setzen können. Sie zeigen, wie internationale Begegnungen nicht nur individuelle Perspektiven erweitern und interkulturelle Kompetenzen fördern, sondern auch Schulen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen, sich innovativ weiterzuentwickeln und neue Ansätze in ihre Arbeit zu integrieren.
Ich habe ein zweiwöchiges Praktikum bei Lidia Boševski in Zagreb, Kroatien absolviert. Die Einblicke während dieser Zeit waren für mich sehr bedeutungsvoll, und ich bin äußerst dankbar und glücklich über das, was ich lernen durfte. Lidia arbeitet mit selbst gesammelten, wilden Materialien aus der Natur, die in keramischen Prozessen eingesetzt werden. Während des Praktikums entdeckte ich ein völlig neues Spektrum der Keramik – insbesondere im Umgang mit natürlichen Rohstoffen. Ich lernte, wie man solche Materialien in der Natur erkennt, sammelt, aufbereitet und für keramische Glasuren verarbeitet. Dabei gewann ich nicht nur ein besseres Verständnis für die Eigenschaften dieser Rohstoffe, sondern auch für deren Wirkung auf Glasuren hinsichtlich Oberfläche, Struktur und Farbe. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Glasurentwicklung: Ich konnte viele neue Kenntnisse darüber gewinnen, wie Glasuren aufgebaut sind und wie verschiedene Materialien ihre Eigenschaften beeinflussen. Die praktischen Glasurtests und die Analyse der Ergebnisse waren für mich besonders lehrreich. Insgesamt war das Praktikum eine wertvolle und inspirierende Erfahrung, die meine Perspektive auf Keramik nachhaltig erweitert hat.
Kim Buhl
Im Rahmen eines neuen Erasmus+-Projekts haben das Berufliche Schulzentrum Neusäß und die Berufliche Oberschule Neusäß im April 2025 eine Delegation nach Bischkek, Kirgisistan entsandt, um dort zwei neue Schulpartnerschaften aufzubauen. Die Delegation bestand aus den Schulleitungen, Ministerialbeauftragten, dem Projektleiter und den jeweiligen Fachbereichsleitungen .
Bei Gesprächen mit Shelly Gupta, der Schulleiterin der Silk Road International School und mit Eleonora Jumabekovna, Schulleiterin der Berufsschule Nr. 5 in Bischkek, wurden nicht nur Informationen über das kirgisische Berufsbildungssystem eindrucksvoll vermittelt, sondern auch konkrete Erasmus+-Austauschformate entwickelt und Kooperationsverträge unterzeichnet. So sollen künftig Lehrkräfte, Berufsschülerinnen und Berufsschüler aus beiden Ländern sich gegenseitig zum fachlichen und kulturellen Austausch besuchen und gemeinsam an Projekten in den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, IT, Gartenbau, Metall- und Holzverarbeitung sowie Nachhaltigkeit (Agenda 2030) arbeiten.
Darüber hinaus wurden neben einem beeindruckendem Besuchsprogramm zur kirgisischen Landeskultur, auch die Kreativ-Talim-Schule Bishkek, eine kirgisischsprachige Schule, die AUCA American University of Central Asia und mehrere Praktikumsbetriebe besucht.
Die kirgisische Seite zeigte großes Interesse am deutschen Modell der dualen Ausbildung und der Fachoberschule. Das Projekt wurde zudem im Vorfeld von der GIZ und der Hanns-Seidel-Stiftung in Bischkek als zukunftsweisend eingestuft. Auch das kirgisische Bildungsministerium begrüßte die Initiative ausdrücklich – laut Kutbilim, der führenden Bildungszeitschrift in Kirgistan, ist der Austausch ein wichtiger Schritt zur internationalen Öffnung der kirgisischen Berufsbildung. Das Projekt soll langfristig ausgeweitet und durch Erasmus+ gefördert werden. Ein nächster Schritt ist der Gegenbesuch kirgisischer Partner in Neusäß im Herbst 2025.
1. Ankommen & Einleben
Am 30. August 2023 ging’s für uns los – zu zweit starteten wir unser Berufspraktikum an der Deutschen Schule Madrid. Der Abschied in München fiel uns dadurch deutlich leichter, weil wir wussten: Wir sind nicht allein.
In Madrid angekommen, war es noch sommerlich warm, die Stadt begrüßte uns mit viel Trubel, intensiven Eindrücken und einer großen Portion Lebensfreude. Wir lebten in einer 5er-WG, was für ordentlich Trubel, aber auch viel Spaß gesorgt hat. Madrid hat uns direkt gepackt: schöne Parks, viele Möglichkeiten, offene Menschen, leckeres Essen – einfach ein guter Ort zum Leben.
In unserer Freizeit haben wir viel unternommen: Das Nachtleben war super abwechslungsreich, wir waren oft draußen unterwegs und haben Madrid in vollen Zügen genossen. Außerdem haben wir uns das Land angeschaut – mit Reisen nach Valencia, Málaga und sogar Teneriffa. Spanien hat uns echt begeistert!
2. Unser Praktikum an der Schule
Die Deutsche Schule Madrid ist eine große und gut organisierte Privatschule. Der Schulalltag war sehr strukturiert und ziemlich leistungsorientiert. Dies war für uns zu Beginn ein bisschen gewöhnungsbedürftig. In der Arbeit mit Kindern sind wir eher den partizipativen und bedürfnisorientierten Ansatz gewohnt, und das kam hier teilweise zu kurz.
Trotzdem konnten wir sehr viel lernen. Besonders in Sachen Sprachförderung haben wir viele neue Ansätze kennengelernt. Gerade an einer Schule mit Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, ist das ein zentrales Thema.
Unsere Anleiterinnen waren offen, freundlich und hilfsbereit. Sie haben uns gut begleitet, uns aber auch Raum gelassen, eigene Ideen umzusetzen. Das Klientel war deutlich anders als wir es aus vorherigen Einrichtungen kannten – viele Kinder kamen aus gut situierten Familien mit hohen Erwartungen. Auch das war eine neue Erfahrung, die unseren Blick erweitert hat.
3. Unser Alltag & persönliche Entwicklung
Neben der Arbeit haben wir viel erlebt. In der WG gab’s immer was zu erzählen, wir haben neue Leute kennengelernt und gemeinsam gelacht, gekocht, gefeiert. Der zehnmonatige Spanischkurs hat uns sehr geholfen, uns im Alltag zurechtzufinden – und das ein oder andere Gespräch mit Eltern oder Kindern wurde so viel leichter.
Kulturell haben wir eine Menge mitgenommen. Wir haben uns auf Neues eingelassen, andere Gewohnheiten kennengelernt – vom späten Abendessen über neue Musik bis hin zu den beliebten Tapas.
Fachlich sind wir beide gewachsen. Wir haben gelernt, uns auf neue Strukturen einzulassen, mit unterschiedlichen Anforderungen umzugehen und auch mal Kompromisse zu finden. Wir konnten Verantwortung übernehmen, eigene Angebote planen und wichtige Erfahrungen im Umgang mit Sprachförderung und kultureller Vielfalt sammeln.
4. Rückblick
Die Zeit in Madrid war intensiv, spannend, manchmal auch herausfordernd – aber vor allem richtig bereichernd. Wir sind als Erzieherinnen ein großes Stück weitergekommen, haben neue Sichtweisen gewonnen und unsere eigenen Ideen geschärft.
Der Abschied aus Madrid wird uns nicht leichtfallen. Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück nach Deutschland. Glücklich über das, was wir erleben durften, und dankbar für die vielen Erfahrungen, die wir mitnehmen.
Wir können ein Berufspraktikum im Ausland – und besonders an der Deutschen Schule Madrid – wirklich empfehlen. Man lernt nicht nur fachlich, sondern auch persönlich sehr viel dazu.
Ende Juni 2025 reiste eine Delegation des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus (StMUK) sowie bayerischer beruflicher Schulen in die Republik Korea. Ziel der Reise war es, den Austausch zu Zukunftsthemen der Bildung zu intensivieren und neue Partnerschaften aufzubauen. Der Höhepunkt der Reise war die Unterzeichnung von zwei Memoranda of Understanding (MoUs) mit den führenden koreanischen Bildungsinstituten KERIS und KICE am 26. Juni 2025 in Seoul.

Digitaler Aufbruch – gemeinsame Initiativen mit KERIS und KICE
Die Vereinbarungen zwischen den Institutsleitern setzen ein starkes Zeichen für die internationale Zusammenarbeit. Die Institute wollen ihre Kräfte bündeln, um die digitale Transformation im Bildungsbereich gezielt voranzutreiben.
Die Partnerschaften beinhalten die Themenbereiche digitale Schulbücher und Prüfungsformate. Zudem sollen Schülerinnen und Schüler noch verstärkter auf die digitale Welt vorbereitet werden, wobei hier internationale Studien als Orientierung dienen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung von personalisiertem Lernen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und innovativen Lernplattformen. Die Institute haben vereinbart, bei der Entwicklung von Strategien zur Berücksichtigung ethischer Grundsätze und datenschutzrechtlicher Standards in der Bildung zusammenzuarbeiten.
„Der Austausch mit KERIS und KICE zeigt, wie viel wir voneinander lernen können“, betont Dr. Alfons Frey, Institutsleiter des ISB. „Mit diesen Abkommen legen wir die Basis für zukunftsweisende Projekte, die langfristig beiden Bildungssystemen zugutekommen.“
Lernen von- und miteinander – vom Klassenzimmer in Jeollanam-do bis zur innerkoreanischen Grenze
Neben den Vertragsunterzeichnungen nahm die Delegation an einem vielseitigen Programm teil. Dazu gehörten Besuche von Partnerschulen in der Provinz Jeollanam-do, bei denen der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht, digitale Lehrmittel sowie die Förderung von Demokratie und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt standen. Außerdem tauschte sich die Delegation mit dem Governor of Education der Provinz aus.
Darüber hinaus wurden Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Provinz Gyeonggi geführt – mit dem Ziel Strategien zu erarbeiten, mit denen sich die digitalen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern stärken lassen. Auch die Weiterentwicklung von Lehrplänen und die Einführung digitaler Prüfungsformate wurden intensiv diskutiert. Ein Besuch des 18.-Mai-Nationalfriedhofs von Gwangju stand ebenso auf dem Programm wie ein Ausflug an die innerkoreanischen Grenze unter der Leitung der Hanns-Seidel-Stiftung. Diese Exkursion bot den Teilnehmenden die Gelegenheit, sich hautnah über die Entstehung der südkoreanischen Demokratie zu informieren, die Teilung Koreas historisch einzuordnen und Parallelen zur deutschen Geschichte zu reflektieren.
Die Reise unterstrich eindrucksvoll, dass internationale Kooperationen entscheidend sind, um Bildungssysteme fit für die Zukunft zu gestalten. Die Institute aus Bayern und Südkorea haben mit den neuen Partnerschaften einen wichtigen Grundstein gelegt und werden ihre Zusammenarbeit in den kommenden Jahren gezielt ausbauen.
Vom 11.-15.10.2022 wurde es dem Referat „Ganztag“ (GA-3) ermöglicht, im Rahmen eines Jobshadowing-Projekts von Erasmus+ u.a. die Internationale Sharing School (ISS) in Oeiras nahe Lissabon zu besuchen. Besonders Augenmerk bei diesem Besuch lag auf der Gestaltung der Lernräume im Hinblick auf ganztägige Bildung.

Das Schulgebäude der Internationalen Sharing School (ISS) in Oeiras nahe Lissabon.
Cave – abgetrennter Arbeitsbereich oder Rückzugsort:
Das Prinzip "Cave", also "Höhle", schafft eine Situation, in der sich der oder die Lernende konzentriert und fokussiert mit einem Lerngegenstand beschäftigen kann. Diese Lernumgebung schafft Ruhe, aber nicht zwangsläufig Isolation. Höhlenräume sind kleine, abgeschlossene Bereiche für ein oder zwei Personen.


Watering hole und Campfire im Klassenraum:
Bei der Situation "Watering hole" handelt es sich um eine informelle, dezentrale und dynamische Lernumgebung. Unterbrechungen und Spontanität werden hier gezielt eingesetzt, um Kreativität, Neugier und Spannung zu erzeugen.
Beim Gestaltungsprinzip "Campfire" wird ein Lernarrangement am Boden geschaffen. Hier können Schülerinnen und Schüler in kleineren Gruppen effektiv zusammenarbeiten, da durch die räumliche Anordnung die Konzentration auf das Gespräch gelenkt wird und somit auch kollaborative Arbeitsprozesse unterstützt.

Hands on im Legolab:
Nonverbales Lernen steht beim Hands-on-Prinzip im Mittelpunkt. Es wird bewusst eine Verbindung von Theorie und Praxis geschaffen, indem ein Lernen mit "Kopf, Herz und Hand" ermöglicht wird. Durch die Betonung des haptischen Lernkanals wird eine ganzheitliche und motivierende Lernumgebung kreiert.

Mountaintop – Einbeziehung der vertikalen Raumebenen in das Lernen:
Das "Mountain-Top"- Arrangement eröffnet die Möglichkeit, sich und beispielsweise Arbeitsergebnisse einer Gruppe zu präsentieren. Der Sprecher befindet sich vor den Zuhörern und nimmt die Position der Lehrkraft ein.

Movement – Lernen und Bewegung:
Im Prinzip "Movement" soll der natürliche, menschliche Bewegungstrieb berücksichtigt werden. Bewegung verleiht dem Lernprozess nicht nur Abwechslung und Energie, sondern kann das Lernen gezielt auf neuronaler Ebene unterstützen.
Best Practice in der Mensa:
Die Mensa, das Herzstück jeder Form von schulischem Ganztag, wurde auch hier durchdacht gestaltet: Phantasievoll gestaltete Bänke mit integrierten Zimmerpflanzen sorgen für eine freundliche Atmosphäre. Die an den Seiten stehenden Tresen mit Barhockern ermöglichen einen Blick nach draußen und kommen denjenigen entgegen, die mehr Abgeschiedenheit und Ruhe beim Essen möchten.

Was macht die ISS so besonders?
An der ISS werden insgesamt ca. 300 Schülerinnen und Schüler vom Grundschulalter bis zum Abitur unterrichtet. Dabei ist die ISS in zwei Gebäudekomplexe unterteilt – einen für den Primar- und einen für den Sekundarbereich.
Gelegen ist die ISS im Technologiepark von Oeiras, in dem sich viele Hauptniederlassungen internationaler Konzerne, wie beispielsweise IBM oder LG, befinden. Auch die Schülerschaft kennzeichnet Internationalität und Multikulturalität, so dass Englisch die Unterrichtssprache an der ISS ist. Die Kernunterrichtszeiten erstecken sich, wie generell an allen Schulen in Portugal, von 9-17 Uhr.
Interessant für unser Referat war vor allem die Gestaltung der Räume im Hinblick auf ganztägige Bildung und Betreuung, da die ISS von dem Büro der international renommierten Innenarchitektin Rosan Bosch geplant und ausgestaltet wurde.
Die Prinzipien der Raumgestaltung nach Rosan Bosch
Der Aus- und Umbau von Schulen in Richtung ganztägiger Bildung- und Betreuung ist in Bayern und Deutschland durch den Rechtsanspruch, der mit dem Schuljahr 2026/27 beginnt für Schulen und Kommunen seit langem ein wichtiges Thema. Wir, das Referat Ganztag, versuchen dabei beratend zur Seite zu stehen und den Akteuren dabei zu helfen, individuelle Lösungen zu entwickeln. Ein grundlegendes Element, worauf wir uns dabei beziehen, sind die Prinzipien der Raumgestaltung wie sie Rosan Bosch für Bildungsräume definiert hat. Umso interessanter war es dann für uns, „live“ zu sehen, wie diese Prinzipien umgesetzt wurden und im alltäglichen Unterrichtsbetrieb das Schulleben prägen.
Fazit
Die ISS hat gezeigt wie man Raumgestaltung und pädagogisches Arbeiten so miteinander verbinden kann, dass der Raum zum oft zitierten „Dritten Pädagogen“ wird und damit einen maßgeblichen Faktor für die Qualität ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote darstellt. Damit verbunden ist auch der Aspekt, dass gute Bildung und gute Bildungseinrichtungen durchaus ein nicht zu unterschätzender „pull“-Faktor im internationalen wirtschaftlichen Wettbewerb sind.
Danksagung
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Lehrkräften bedanken, die uns so freundlich und unkompliziert einen Einblick in ihren Unterrichtsalltag gewährt und unsere Nachfragen so geduldig beantwortet haben. Besonders möchten wir uns bei dem Schulleiter/CEO Miguel Santos bedanken, der uns trotz vieler Termine einen Einblick in die Schulverwaltung gegeben und dieses Projekt durch seine Kooperationsbereitschaft erst ermöglicht hat.
Stefan Rochelmeyer, ISB Referat Ganztag
Weitere Informationen zum Thema Raumgestaltung finden Sie auf der Seite Ganztag in Bayern/ Raumgestaltung.